Angebotenes Grundstück der Gemeinde Stäfa reicht nicht aus

Um zu verhindern, dass die Firma Sensirion aus Stäfa wegzieht, bietet die Gemeinde ein Grundstück an. Doch das Unternehmen braucht mehr.

Stäfa ist Hauptsitz von gleich zwei grossen Firmen: dem Sensorenhersteller Sensirion und dem Hörgeräteunternehmen Sonova. Doch dies könnte sich bald ändern. Sensirion leidet unter akuter Platznot und ist daher auf Bauland angewiesen, um in Stäfa bleiben zu können.

Die Gemeinde möchte einen Wegzug unbedingt verhindern, denn das Unter- nehmen beschäftigt allein in Stäfa über 800 Angestellte. Anfangs waren es ge- rade einmal 50. Zur Unterstützung will die Gemeinde nun ein rund 5000 Qua- dratmeter grosses Grundstück im Moritzberg an Sensirion verkaufen. Weil die Zeit drängt, sollen die Stimmberechtigten bereits im September über den Verkauf abstimmen.

 

Weitere Grundstücke benötigt

Wie schnell es gehen muss, zeigt eine Nachfrage bei Sensirion. Die Dringlich- keit sei so hoch, dass bis spätestens im Herbst ein definitiver Entscheid gefällt werden müsse, erklärt Mediensprecherin Katharina Jacobi. Zwar habe man einige Produktionslinien bereits nach Ungarn verlegt. «Trotzdem ist unser Produktionsgebäude in Stäfa voll und erlaubt keine wesentlichen weiteren Wachstumsschritte mehr.»

Das Grundstück im Moritzberg gleich hinter dem Schulhaus sei darum ein «hochwillkommener Beitrag» zur Lösung der Platzprobleme, betont Jacobi. Doch es gibt ein grosses Aber: «Dieses Grundstück allein kann das Wachstum von Sensirion in Stäfa nicht sicherstellen.» Die Firma brauche dazu noch min- destens ein bis zwei weitere Grundstücke in derselben Industriezone – sonst droht trotz allem nach 18 Jahren der Wegzug.

Die Gemeinde wisse, dass ihr Grundstück nicht ausreiche, erklärt Gemeinde- präsident Christian Haltner (FDP). Es sei aber das einzige jetzt verfügbare Land im Besitz der Gemeinde, das man Sensirion für ihren unmittelbaren Be- darf anbieten könne. «Andere Grundstücke wären vielleicht in ein paar Jah- ren verfügbar, aber das käme für Sensirion zu spät.»

100 Gespräche mit Eigentümern

Sensirion sucht deshalb weiterhin selbst weitere Grundstücke, seit mittler- weile über zwei Jahren. Man sei mit allen möglichen Eigentümern in «kon- struktiven Gesprächen». Dabei erhält die Firma Unterstützung von der Ge- meinde, über 100 Gespräche habe man mit Eigentümern geführt, um ein pas- sendes Grundstück zu finden, sagt Haltner. «Wir kämpfen mit Herzblut da- für, dass Sensirion in Stäfa weiter wachsen kann.»

Geld einzusetzen, um dem Unternehmen Land von Privaten zu verschaffen, komme dabei aber nicht infrage, betont der Gemeindepräsident ausdrück- lich. «Wir können keine Steuergelder in die Hand nehmen, das käme einer Bevorzugung gleich und wäre politisch nicht oder kaum zu rechtfertigen.» Zudem würde Sensirion das keinesfalls wollen. Die Gemeinde könne in der aktuellen Situation nur mit Land helfen und Sensirion bei der Landsuche unterstützen.

Vom Ausgang dieser Gespräche hängt auch ab, was auf dem angebotenen Grundstück im Moritzberg entsteht. Die Firma treibe die Planung mehrerer Szenarien parallel voran, sagt Mediensprecherin Jacobi. Je nach Szenario sei im Moritzberg ein Produktions- oder Bürogebäude geplant. Damit kämen zu den 800 lokalen Angestellten weitere Arbeitsplätze hinzu.

Nachfrage gesunken

Vor dem Hintergrund dieses starken Wachstums erscheint es sonderbar, dass das Unternehmen am Dienstag eine Gewinnwarnung publizierte . Grund da- für sei unter anderem, dass Dyson – einer der Hauptkunden von Sensirion – seine Prognosen korrigiert habe, berichtet die NZZ .

Das wiederum erklärt sich mit den Corona-Jahren davor. In dieser Zeit stieg die Nachfrage nach Luftreinigern und Luftqualitätsmessern, welche Dyson verkauft und in denen Sensoren von Sensirion verbaut sind. Nun geht die Nachfrage stärker zurück als erwartet, was zur Korrektur führte.

Sensirion erwartet jedoch, dass sich die Nachfrage auch wegen neuer Produk- te wieder erholen wird. Man blicke daher mittelfristig zuversichtlich in die Zukunft, sagt Jacobi. Der dringliche Ausbau des Standorts Stäfa widerspiegele diese Zuversicht.

Artikel ZsZ Luzia Nyffeler, 17.7.23